Heute Nacht gegen halb zwei habe ich aus meinem Schlafzimmerfenster in meinem Garten eine Vielzahl an magischen Lichtern beobachtet, die in unregelmäßigen Abständen aufleuchteten. Dabei hörte ich ein leichtes Racheln, als ob Insekten aneinanderstoßen oder über Äste krabbeln. Und genau das war es. Denn ich habe das erste Mal Glühwürmchen gesehen. Früher glaubte man, Feen und Elfen in dunkler Nacht im Gebüsch oder an Waldrändern zu beobachten, wenn man viele gelb-orange bis gelb-grünliche Lichtpunkte sah.
In Wirklichkeit sind es Käfer, dessen Hinterteil durch eine chemische Reaktion zum Leuchten gebracht wird, um paarungswillige Partner anzulocken.
Glühwürmchen sind also eigentlich keine Würmer, sondern Larven, die drei Jahre benötigen, um zum Käfer zu werden. Sie leben an Waldrändern, aber auch im Garten, wenn er naturbelassen ist. Ihre Nahrung besteht aus Schnecken, was mich als Gartenbesitzerin natürlich freut. So bleiben meine Kräuter und andere Pflanzen von den Kriechtieren verschont. Die Käfer injizieren ein Gift, welches die Schnecken tötet und verzehren sie dann komplett, obwohl sie um ein Mehrfaches schwerer und größer als sie selbst sind.
Wenn sie zum Käfer geworden sind, suchen sie einen Partner, indem sie in dunkler Nacht – im Juni und Juli und bei mir dieses jahr im Mai immer wieder ihr Hinterteil zum Leuchten bringen. Bei mir sitzen sie derzeit in einem Busch und leuchten in der nacht alle paar Sekunden sehr hell auf. Auch bevor sie auf Partnersuche sind, können sie schon leuchten. Dies tun sie, um Fressfeinden zu signalisieren, dass sie giftig sind und nicht gefressen werden sollten. So sichern sie ihr Überleben. Als erwachsener Käfer paaren sie sich und danach stirbt das Männchen ab. Das Weibchen legt bis zu 200 leuchtende Eier, aus denen sich die nächste Generation Larven und Käfer entwickelt.
So nüchtern erzählt, ist es aber nicht das, was man als Beobachter nachts miterlebt. Man sieht die vielen überall leuchtenden Lichter, die hin und her schwanken, wenn ein Windstoß die Äste bewegt. Dabei leuchten sie in diesem Moment noch einmal besonders stark auf – vielleicht, weil sie sich am Ast festhalten müssen.
Es wirkt wie ein Tanz der Lichter, weswegen unsere Vorfahren dies mit den zarten kleine Feengeschöpfen in Verbindung brachten.
In jedem Fall ist es ein magisches Schauspiel, was einen erwartet. Es lohnt sich, eine Glüwürmchenwanderung zu unternehmen, wenn man sie nicht im eigenen Garten beobachten kann.
Alternativ kann man schon einmal im Internet einige Videos der lebenden Lichter beobachten, z. B. hier: https://youtu.be/k72jGJTC_3o