Der Gott mit dem Hirschgeweih wird entweder als junger oder häufiger als reifer Mann mit Bart dargestellt. Sein Name ist wissenschaftlich nicht wirklich nachgewiesen, aber die Figur selbst hat man in vielen Zeitepochen und an unterschiedlichen Orten gefunden.
Weitere Namen …
… sind u. a. Cernunnos, Kernunnus oder der grüne Mann.
Im Jahr 1710 wurde ein Relief unter der Kathedrale Notre Dames de Paris gefunden, auf dem der – leider nur unvollständig erhalten gebliebene – Name Cernunnos zu erkennen war, der jedoch eindeutig dem Gehörnten zugeordnet werden konnte.
Gelegentlich wird Herne auch als eine Erscheinungsform des germanischen Gottes Odin angesehen. So mischt er dann in der Wilden Jagd in den Rauhnächten mit.
Angeblich stammen seine unterschiedlichen Namen von den Druiden, den Kelten oder den Galliern – je nachdem, wen man fragt bzw. wer sich darüber ausgelassen oder geforscht hat. Doch alle Bezeichnungen beziehen sich auf einen Mann mit einem Hirschgeweih.
Die bekannteste Erwähnung findet man jedoch in William Shakespeares Komödie „Die lustigen Weiber von Windsor“, aus dem auch die folgenden Zeilen stammen:
There is an old tale goes, that Herne the hunter,
Sometime a keeper here in Windsor forest,
Doth all the winter time at still midnight,
Walk around about an oak, with great ragg’d horns;
And there he blasts the tree, and takes the cattle;
And makes milch-kine yield blood, and shakes a chain
In a most hideous and dreadful manner.
You have heard of such a spirit, and well you know
The superstitious idle-headed eld
Receiv’d, and did deliver to our age,
This tale of Herne the Hunter for a truth.
Wie wird Herne dargestellt?
Seine Figur wird fast immer mit Abbildungen von Tieren des Waldes geschmückt, denen er vorzustehen scheint und die seine Nähe suchen.
Aufgrund dieser vielen Abbildungen wird vermutet, er sei ein Gott der Wildtiere und der Natur oder der Jagd sowie der Fruchtbarkeit.
Letzteres resultiert vermutlich aus seinen körperlichen Attributen wie dem Sixpack, den wohlgeformten Gliedmaßen und den sehr selbstbewussten Posen, die den Eindruck erwecken, er würde sagen:
„Hier bin ich! Bereit, dich an meiner Stärke teilhaben zu lassen, denn ich bin mächtig, potent und weiß das auch.“
Oft wird ihm eine Frau zur Seite gestellt, die seine Frau oder eine seiner Geliebten sein könnte.
Die wissenschaftliche Welt ist sich nicht sicher, ob es sich bei allen Abbildungen überhaupt um einen Geweihgott oder vielleicht nur um einen Schamanen handelt, für den ein Kopfschmuck mit einem Geweih auch nicht unüblich wäre.
Was man – aufgrund von Funden – jedoch zu wissen glaubt:
Herne war oder ist eine Gottheit, die sich in einem eng begrenzten Gebiet im Windsor Forrest aufhielt. Dies ist ein Wald, der sich über mehrere englische Grafschaften erstreckte. Dort wird er als Gott der Jagd und Herr der Wildtiere angesehen.
Da es in Südengland eine ähnliche Erscheinung gegeben haben soll, der den Namen Cernunnnos trug, könnte dies zu dem Wirrwarr der Namen geführt haben. Der südenglische Gott wurde jedoch hauptsächlich als Gott der Jagd bezeichnet.
Es gibt sogar eine Legende, die besagt, Herne war ein königlicher Jäger, der zu Unrecht in Ungnade gefallen war. Er erhängte sich daraufhin selbst an einer Eiche, die heute Herne’s Oak heißt und sucht nun die Wälder als Geist heim.
Im Glaubenssystem der Wicca ist der Gehörnte Gott übrigens der männliche Part zur Dreifaltigen Göttin.
Meine persönliche Einschätzung:
Ich verbinde Herne mit der Göttin Beltane, die hier und da auch als Ehefrau oder Gespielin des Gehörnten bezeichnet wird.
Für mich ist er ein Symbol der Natur, die aufbricht zu blühen und sich zu vermehren. Er schützt und stärkt den Wald mit all seinen Bewohnern und lässt uns an der Großartigkeit und dem Wachstum in der Natur teilhaben. Für mich passt es deshalb zum Jahreskreisfest Beltane, an dem er auf dem Höhepunkt seiner Männlichkeit und Kraft steht.
Da der weibliche und der männliche Part der Gottheiten sich mit Geburt, Vermählung, Befruchtung und Tod durch das Rad des Jahreskreises bewegen, passt er für mich aber auch zu den anderen Jahresfesten. Eine kleine Statue dieses beeindruckenden magischen Wesens hat vor kurzem ihren Weg zu mir gefunden und ich habe ihn bei strahlendem Sonnenschein und der Verheißung auf den nahenden Frühling draußen an einem Teich in Szene gesetzt.